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Mittwoch, 22. April 2020 – Tag 38

Tagebucheintrag zum Mittwoch, dem 22. April 2020

Mittwoch, 22. April 2020: Tag Nr. 38: Der arbeitsintensive Vormittag ist flugs vorüber und mit jeder kleinen gelösten Aufgabe freut sich "Klein-Reinhard" über die kleinen Erfolge.

Am Nachmittag erfolgt dann eine unangenehme Überraschung ... nein, tatsächlich habe ich das ja ohnedies schon gewusst ... als mir beim Zahnarzt meine provisorischen Kronen wieder entfernt werden. Aber dass ich jetzt wieder ein bis zwei Wochen ohne einige, meiner Mahlzähne leben muss ... verdriest mich schon etwas. Darum gehe ich - brav ausgerüstet mit Handschuhen und Gesichtsmaske - in den nächstgelegenen Supermarkt - einkaufen ... hungrig (!) ... und mit der Gewissheit, in den nächsten Tag nichts ordentlich kauen zu können ... !

Als ich in die Süßwarenabteilung komme, ist das Wagerl eigentlich schon voll ... darum tippt mir mein Überich (das ist das "brave Engerl") auf die Schulter, schüttelt den Kopf und raunt mir ins Ohr: "Die letzten Tage hast du ohnedies schon auf das Laufen und Radfahren 'vergessen' ... und die Schokolade in der Süßigkeiten-Lade hast du fast alleine 'alle' gemacht! Du brauchst gar keine Süßigkeiten einkaufen! Wenn keine Süßigkeiten zu Hause sind, kommst du auch nicht in Versuchung, so viel zu naschen!".

Na gut, die Vernunft obsiegt, ich bin überzeugt und fahre mein Wagerl - brav im 1,5 m - Abstand zum Vordermann - zur Kassa. Um 100,- Euro habe ich gesundes Obst, Gemüse, Puddings und andere Lebensmittel - KEINE Süßigkeiten - eingekauft ... und dabei gab es das - von mir ursprünglich als Einkaufsgrund vorgeschobene - Dinkel-Toastbrot gar nicht ... 🙁  ausverkauft! Also ab nach Hause!

Nachdem ich alle Einkäufe (zwei volle BILLA-Einkaufstaschen, die großen, wiederverwendbaren natürlich!) in den zweiten Stock hinaufgeschleppt und alles gut im Kühlschrank, Laden und Kästen verstaut habe, klopft mir mein triebhaftiges "Es" (das böse Teuferl auf der anderen Schulterseite) ans Ohr und flüstert: "Jetzt warst du aber tüchtig, du hast dir eine Süßigkeit verdient! Mach sie nur auf und hol' dir ein Stück Schokolade aus der Süßigkeitenlade ...!".

Ohne länger darüber nachzudenken, bücke ich mich und öffne diese Lade ... doch sie ist fast leer (?) ... wo habe ich die vielen Süßigkeiten hingeräumt, die ich gerdade eingekauft habe? Da fällt es mir wieder ein: Ich habe ja gar keine Süßigkeiten gekauft, diesmal! Und aus gutem Grund! Die steil nach rechts oben ansteigende Kurve auf meiner Personenwaage wollte mir doch etwas ganz Bestimmtes sagen ... ach ja: mehr Sport, mehr Bewegung, weniger Süßes! Also verzichte ich darauf, mir aus der geöffneten Schokoladepackung, die noch in der Lade liegt, ein Stück zu nehmen.

"Du gehst doch jetzt ohnedies gleich Radfahren!", flüstert "Es" von meiner rechten Schulter in mein Ohr, "da darfst du dir ruhig ein kleines Stückchen gönnen!" .... "und dass deine App, die du zum Zählen deiner täglichen Kalorien verwendest, behauptet, dass du heute ohnedies schon um 540 kCal zu viel gegessen hast, ist sicher nur ein technisches Versehen ... und wenn schon, das strampelst du doch mühelos beim Radfahren wieder weg!".

Hmmm, während ich noch das Für und Wider für den Verzehr eines Stückchens Schokolade überlege, hat meine rechte Hand (im Autopiloten-Modus) bereits eine ganze Rippe MILKA Alpenmilchschokolade von der Tafel abgebrochen und in meinen Mund gesteckt. Der süße Geschmack und die Entfaltung von über 500 Geschmacksstoffen in meinem Mund lassen das klare Denken langsam wieder einsetzen und ich kalkuliere blitzschnell in meinem Kopf: Eine Rippe Schokolade, von der großen Tafel, das macht 30 g, entspricht einem Nährwert von ca. 160 kcal, ... addiert zu den 540 kcal, die ich schon zu viel gegessen habe, macht das ... 700 (!) kcal zu viel! Panik! 😳

Schnell springe ich in mein Trainingsgewand, kurze Radhose, Funktions-T-Shirt, Helm, Handschuhe, Schutzbrille und Schlauch-Schal-Kragen als Mundschutz und überlege, wohin, wie weit bzw. wie lange ich nun unterwegs sein muss, bis ich diese Kalorienmenge wieder halbwegs ausgeglichen habe. Bergauf mag ich jetzt eigentlich nicht treten, zu sehr behindert das kleine Bäuchlein mich bereits beim Zubinden meiner Radschuhe. Also möglichst in der Ebene bleiben ... ich könnte versuchen, bis nach Tulln zu radeln ... ein Blick in meine App "Komoot" sagt mir, dass ich dafür eine Zeit von ca. 19 Stunden einberechnen müsste und dass es sich dabei um eine Strecke von 55,1 km handelt. 😳

Die Höhenmeterangabe von 1.210 m Steigung machen mich darauf aufmerksam, dass das Programm die Route über den Exelberg gewählt hat! NEIN, ich wollte ja keine Steigungen! Und 19 Stunden (!!!) das geht gar nicht (Es ist schon nach 18:00 Uhr, das geht sich ja vor dem Schlafengehen niemals aus 😜! Dabei fällt mir dann auf, dass in Kommoot noch nicht Radfahren sondern der Modus "Wandern" eingestellt ist. Puhhh, na gut, umstellen auf "Rennrad" (das ist wohl die passendste Einstellung, wenn ich mit dem eBike unterwegs bin, selbst wenn ich - dem Kalorienverbrauch zuliebe - nur mehr mit dem Modus "ECO", also mit der geringstmöglichen elektrischen Unterstützung - fahre!). Die Angegebene Fahrtzeit reduziert sich auf 3,5 Stunden und Komoot will mich noch immer über den Exelberg schicken! Ahhh, na gut, aber nicht mit mir ... ich beschließe, ich radle einfach mal zur Donau, dann der Donau entlang stromaufwärts und werde die Strecke derart kürzen, dass ich noch zu einer hablwegs vernünftigen Zeit wieder in Wien sein werde.

Mein Beschluss steht fest, ich radle bis nach Greifenstein, bzw. ich werde versuchen, bis dorthin zu radeln. Gesagt getan, Pulsuhr gestartet und los geht's! Bei herrlichen Lauf- und Radel-Temperaturen komme ich zügig voran und bin kurz vor Sonnenuntergang tatsächlich am Badestrand in Greifenstein angekommen. Dass mir auf dem Weg dorthin andere Radfahrerinnen und Radfahrer ausschließlich entgegengekommen sind, wundert mich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Das liegt wohl vor allem daran, dass meine Gedanken durch die, alle paar Meter in der Luft schwebenden Insekten-Wolken etwas abgelenkt sind. Diese Insekten prallen an meiner Schutzbrille ab und dank des Roll-Schal-Tuches, das ich bis über die Nase hochgezogen habe, bleiben meine Atemwege von diesen fliegenden Tierchen zum Glück verschont. Auf meinen nackten Unterarmen stört mich Anfangs das Gekrabbel jener Mücken, die sich dort in meiner Körperbehaarung verfangen, aber irgendwann gewöhne ich mich daran bzw. ist die Haut durch den Fahrtwind derart gekühlt, dass ich das Krabbeln nicht mehr fühle.

Und tatsächlich: Ich habe es bis nach Greifenstein geschafft! Herrlich! Ich mache ein paar Fotos vom wunderbaren Sonnenuntergang, labe mich mit der mitgebrachten Wasserflasche und bin froh, für die Rückfahrt eine langärmelige Fahrradjacke in meinen kleinen Rucksack gepackt zu haben. Darin ist auch eine zusätliche wärmende Helmhaube, die ich nun unter dem Helm anziehen werden. Jetzt, nachdem die Sonne untergegangen ist, realisiere ich den extremen Temperatursprung und bin sehr froh, dass ich an Jacke und Haube gedacht habe. Die Tatsache, dass ich den ganzen Heimweg alleine über den Radweg flitze, überzeugt mich von der Tatsache, dass a.) andere Radfahrer*innen vielleicht nicht so ein gutes Licht am Rad montiert haben, oder b.) dass die versierten Radfahrer*innen auf dieser Route bereits wissen, dass man um diese Jahreszeit besser vor dem Sonnenuntergang wieder zu Hause ist!

Kurz nach 21:00 Uhr komme ich mit tiefgekühlten Zehen, aber mit der Zuversicht zu Hause an, die überzähligen 700 Kalorien nun mit Sicherheit ausgeglichen zu haben. Ich schleppe mich auf schwachen Wadeln hinauf in den zweiten Stock, entledige mich meiner Radler-Bekleidung und schließe meine "Polar v800" (Laufuhr mit Herfrequenzmessung über Brustgurt) an den Rechner an. Nach der Synchronisierung der Daten breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus: die verbrauchten Kalorienmenge für dieses sportliche Ereignis beträgt 1.448 kcal (für eine Strecke von 51,72 km und einer reinen Fahrzeit von exakt 2 Stunden, also 120 Minuten)! Jetzt könnte/sollte ich eigentlich noch 700 kcal an Lebensmittel zu mir nehmen, um mein Tagessoll optimal zu erfüllen, aber nach der heißen Dusche und dem Aufwärmen meiner Zehen, falle ich nur mehr erschöpft ins Bett und schlafe ... "den Schlaf des Gerächten" ... oder ist es "der Schlaf der Gerechten" (?) ... egal, ... , müde ... schlafen ... Gute Nacht! 😉

Anbei nun ein paar Fotos von dieser Tour sowie - zum Nachverfolgen - die Polar-Aufbereitung meiner Tour (im Zeitraffer-Modus). Die Fotos laufen automatisch durch oder können mit den Pfeiltasten (auch über die Tastatur) schneller durchgeschaut werden.

Und hier der Polar-Link zum sogenannten "Nacherleben": https://flow.polar.com/training/relive/4559217808

 

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